07 Dec 23

Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen

von Sandra Thiele

Für LCB diplomatique – Nachrichten aus dem internationalen Netzwerk des Literarischen Colloquiums Berlin hat INFOTEXTlerin Hannah Pöhlmann einen Text aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

Es handelt sich um einen Beitrag der bosnokroatischen Autorin und Literaturkritikerin Asja Bakić. In „Reading With Our Feet“ (Mit den Füßen lesen) beschreibt Bakić das beigefügte Bild; eine Schaufensterdekoration, die Sneakers auf kroatischen Romanen positioniert. In ihrer Ekphrasis des Bildes verbindet sie eine Kritik am kroatischen Verlagswesen und am Konsumkapitalismus. Das englische Original und die deutsche Übersetzung finden sich hier.

Eine Besonderheit bei der Übersetzung ins Deutsche war die Tatsache, dass das kroatische Sprichwort, das die Autorin ins Englische übersetzt (An empty-head uses his feet instead), wiederum im Deutschen existiert (Was man nicht im Kopf hat, das hat man in den Beinen). Ihrer englischen Übersetzung fügte die Autorin eine Erklärung hinzu – für die deutsche Version bot es sich hingegen an, anstelle der Erklärung, auf die Unterschiede des Sprichworts im Kroatischen und im Deutschen einzugehen: „Die einen sprechen von Füßen, die anderen von Beinen, meinen tun beide dasselbe: Ein verstreuter Kopf macht alles zweimal.“

Reading with our feet, LCB Diplomatique
07 Nov 23

Ein dekoloniales Denkzeichen für Berlin-Neukölln

von Hannah Pöhlmann

INFOTEXT hat erneut mit Berlin Global Village – dem Eine-Welt-Zentrum in Berlin – zum Projekt „Dekoloniales Denkzeichen“ zusammengearbeitet.

Berlin Global Village realisiert im Rahmen eines weltweit ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs eine Installation, die die Geschichte des Kolonialismus thematisiert und zugleich die Gegenwart und Zukunft einer dekolonialen Gesellschaft aufgreift. Die Kunstinstallation wird auf dem Vorplatz des Gebäudes der Berlin Global Village in Berlin-Neukölln errichtet. Zu diesem Projekt wurden wir mit einer Übersetzung beauftragt. Bei den zu übersetzenden Texten (aus dem Deutschen ins Englische) handelte es sich um die Protokolle der Jury-Sitzungen, bei der über die Vorauswahl der Projekte entschieden wurde.

Wir finden es spannend, Einblicke in die Abläufe von einem internationalen Kunstwettbewerb zu gewinnen und sind gespannt, welches Projekt letztendlich realisiert und nächsten Herbst enthüllt werden wird.

16 Aug 23

Erinnerung an rassistische Forschung

von Sandra Thiele

INFOTEXT freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin zu dem Projekt „Geschichte der Ihnestraße 22“.

Die FU Berlin befasst sich in dem Projekt mit der Geschichte und dem Nachwirken des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A). Ziel ist es, einen „Erinnerungsort Ihnestraße 22“ zu schaffen und auf die drastische Geschichte von Entmenschlichung und Rassismus an diesem Ort zurückzublicken. INFOTEXT übernimmt im Rahmen der geplanten Ausstellung die Lektorats- und Korrektoratsarbeiten sowie die Übersetzung der Texte ins Englische. Das Projekt wird außerdem von einer Website begleitet.

Das KWI-A hatte von 1927 bis 1945 seinen Sitz in der Ihnestraße 22/24/26; dort forschten Wissenschaftler*innen zu Fragen der Humangenetik. Das Institut war damit eine bedeutende Stätte der Produktion behindertenfeindlichen und rassistischen Lehren. Es war zudem eng in die Konzeption und Umsetzung eugenischer und rassistischer Politiken eingebunden. Am KWI-A tätige Forscher*innen setzten kolonialrassistische Forschungspraktiken fort und prägten Debatten um Sterilisationspolitiken. Sie legitimierten die nationalsozialistische Vernichtungspolitik.

Bild: Freie Universitaet Berlin – Otto-Suhr-Institut – Gebaeude Ihnestrasse 22 – einst KWI-Institut, Urheber: User:Torinberl, Link

31 Jul 23

Infotext beginnt mit Literaturübersetzungen

von Sandra Thiele

Wir freuen uns, unsere Übersetzungsarbeiten ausweiten zu können: INFOTEXT wurde für eine Romanübersetzung sowie für die Übersetzung von Kurzgeschichten beauftragt.

Aus dem Englischen wird Infotext-Gesellschafterin Hannah Pöhlmann den Debütroman „Our Wives Under The Sea“ (2019) von der britischen Schriftstellerin Julia Armfield übersetzen. Er wird im Herbst 2024 erscheinen.

Ein Jahr danach folgt die Kurzgeschichtensammlung „salt slow“ (2022), ebenfalls von Julia Armfield geschrieben. Beide Werke werden bei dem in Zürich sitzenden Kommode Verlag erschienen.

Sowohl in der Kurzgeschichtensammlung als auch im Roman werden kritische Lebensereignisse thematisiert und sexuelle Identitäten und alternative Lebensstile erforscht. Im Fokus stehen immer Frauen, ihre Körper und Gefühlswelten, die anhand des Meeres und Meereslebewesen beschrieben werden.

Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit dem Kommode Verlag!

Roman_Our wifes under the sea_Julia Armfield
04 May 23

Leipziger Buchmesse 2023

von Andreas Kaizik

Nach pandemiebedingtem Ausfall fand die Messe nun vom 27. bis zum 30. April zum ersten Mal seit 2020 wieder statt und war entsprechend gut besucht. Die Messe zählte, inklusive der „Leipzig liest“-Besucher:innen, 274.000 Besucher:innen in vier Tagen.

Wie schon letztes Jahr zur Frankfurter Buchmesse ist auch dieses Jahr eine Gesellschafterin von Infotext zur vergleichsweise entspannten Messe nach Leipzig gefahren.

Im Zusammenhang mit ihrer Arbeit als Übersetzerin ist Hannah Pöhlmann in den übervollen Zug nach Leipzig gestiegen, durch die weitläufigen Hallen mit mangakostümierten Personen gelaufen und hat einen zuvor verabredeten Termin mit einer Verlegerin wahrgenommen, um mit ihr die Übersetzung von zwei literarischen Werken einer britischen Autorin zu besprechen – doch dazu bald mehr.

06 Apr 23

Erinnerungsort Ihnestraße 22

von Hannah Pöhlmann

Lektorat und Übersetzung für eine historische Dauerausstellung in der FU Berlin

Die »Geschichte der Ihnestraße 22« ist ein Projekt der Freien Universität Berlin (FU). Es hat zum Ziel, die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik am historischen Ort Ihnestr. 22/24/26 sichtbarer zu machen und einen Erinnerungsort zu schaffen. Dazu wird eine Ausstellung mit begleitendem Katalog und eine Website erarbeitet.

Am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik wurden im 20. Jahrhundert Fragen der Humangenetik erforscht. Das Institut war damit auch eine wichtige Stätte der Behindertenfeindlichkeit und des Rassismus und Antisemitismus und zudem eng in die Umsetzung eugenischer und rassistischer Politiken eingebunden. Die dortige Forschung setzte kolonialrassistische Forschungspraktiken fort, prägte Debatten um Sterilisationspolitiken und legitimierte die nationalsozialistische Vernichtungspolitik.

Im August und September dieses Jahres werden wir die Texte für die Ausstellung, den Katalog und die Website lektorieren und sind dabei gefordert, angesichts der gewaltvollen Thematik und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Betroffenen- und Zielgruppen eine angemessene und sensible Sprache zu finden. Den lektorierten deutschsprachigen Text werden wir anschließend ins Englische übersetzen. – Die Beteiligung an diesem Projekt liegt uns besonders am Herzen. Zu verdanken haben wir unsere Teilnahme auch der Projektleiterin von Decolonize Berlin e. V., die uns auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht hat. Dafür nochmals vielen Dank!

Bild: CC BY-SA 3.0, Freie Universität Berlin – Otto-Suhr-Institut – Gedenktafel – Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik.jpg

25 Jan 23

Menschenhandel im Kontext des Ukrainekriegs

von Sandra Thiele

Der Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK e. V.) setzt sich für die Bekämpfung von Menschenhandel, die Durchsetzung der Rechte Betroffener und die Verwirklichung der Menschenrechte von Migrant:innen ein.

Humanitäre Krisen lassen das Risiko für Ausbeutung und Menschenhandel steigen. Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges hat der KOK e.V. ein Projekt zur Sensibilisierung und Prävention für potenziell Betroffene sowie zur Stärkung von Kooperationsstrukturen speziell mit Blick auf Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland durchgeführt. Im Rahmen des vom BMFSFJ geförderten Ukraine-Projekts arbeitete der KOK e.V. mit spezialisierten Fachberatungsstellen zusammen, um den Status quo zu ermitteln, Herausforderungen und Bedarfe zu identifizieren und Maßnahmen zum Schutz gegen Menschenhandel zu formulieren. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.

Hannah Pöhlmann von Infotext hat den Projekt-Bericht vom Deutschen ins Englische übersetzt. Die englische Publikation finden Sie hier.

19 Oct 22

Frankfurter Buchmesse 2022

von Sandra Thiele

Das diesjährige Thema der Frankfurter Buchmesse heißt „Translate. Transfer. Transform“, das Gastland ist Spanien.

Unsere Gesellschafterin Hannah Pöhlmann schickt einen frischen fotografischen Gruß von der Messe, die gestern eröffnet wurde. Hannah übersetzt aus dem Englischen und Spanischen ins Deutsche. Den Messebesuch ermöglicht ihr das Frankfurter Übersetzer:innen-Stipendium für junge Literaturübersetzer:innen. Neben den Lesungen, Vorträgen und weiteren Events wird sie durch das Stipendienprogramm gezielt mit Verleger:innen, Lektor:innen und anderen Übersetzer:innen in Kontakt gebracht. Organisiert wird das Programm für die Stipendiat:innen von der Lektorin Karin Herber-Schlapp, als Mentorinnen fungieren die Übersetzerinnen Timea Tankó und Anna-Nina Kroll.

Das Stipendium ist eine Kooperation der Frankfurter Buchmesse und des Deutschen Übersetzerfonds und wird finanziell durch das NEUSTART KULTUR Programm der Bundesregierung unterstützt.

Eröffnungsveranstaltung Frankfurter Buchmesse
27 Sep 22

Pressecho

von Sandra Thiele

Die Ausstellung über die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (UIPF) befindet sich dort, wo die Fraueninitiative ihr Wirken verstetigte: „Mitten im Potsdamer Stadtzentrum gelegen steht die Gedenkstätte Lindenstraße für die Geschichte politischer Verfolgung und Gewalt in den unterschiedlichen Diktaturen des 20. Jahrhunderts in Deutschland – aber auch für den Sieg der Demokratie in der Friedlichen Revolution 1989/90.“ (gedenkstätte-lindenstraße.de)

Mitte Januar 1990 zog die Fraueninitiative, zusammen mit anderen Bürger*innenbewegungen und neuen Parteien, in das ehemalige Stasi-Gefängnis; heute die Gedenkstätte Lindenstraße.
Nur ein paar Monate zuvor waren alle Häftlinge entlassen worden, und nachdem das Ministerium für Staatssicherheit das Haus schließlich an die Stadt Potsdam zurückgab, wurde es von diversen Gruppen bezogen, die die Wende mitgestalteten. Das Haus wurde zu einem „Haus der Demokratie“. Die Fraueninitiative begann mit der Errichtung eines Cafés, das zu Anlaufstelle und Austauschforum wurde.
An die Ergebnisse des Aktionsbündnisses, das bis 1995 bestand, erinnert sich die Kuratorin und Mitbegründerin der UIPF, Jeanette Toussaint in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur: „Wir haben erreicht, dass es Gleichstellungsbeauftragte in allen Ebenen gibt. Wir haben erreicht, dass es eine Sprachregelung gibt, die immer mehr auch Frauen mitbedenkt. Wir haben erreicht, dass es Teilzeitarbeit gibt, dass es in bestimmten Bereichen schon Parität gibt.“ (Deutschlandfunk Kultur: Jeanette Toussaint im Gespräch mit Vladimir Balzer, 25.08.2022)

Wir finden, dass die Atmosphäre der Ausstellung durch die Platzierung in ihrer ehemaligen Wirkungsstätte verdichtet wird. Auch freuen wir uns über die Pressestimmen, die sich auf Grundlage der Aufbereitung mit dem Thema befassen:

Deutschlandfunk Kultur

Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN)

Ausstellungskatalog
25 Aug 22

Ausstellungseröffnung

von Hannah Pöhlmann

Ab heute ist es so weit: Die Ausstellung „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben.“ Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995) öffnet ihre Pforten.

Der programmatische Titel geht zurück auf die Äußerung einer der Gründerinnen der Initiative. Die Ausstellung porträtiert die Gründung der Gruppe, ihre Beteiligten und das vielgestaltige Wirken, dass sich auch heute noch in aktuellen Folgeprojekten wiederfindet. Sie setzt den Aufbruch von damals ins Verhältnis zu aktuellen Fragen: Wie steht es um geschlechterpolitische Forderungen heute?

Wir freuen uns, dass dieses inspirierende Engagement nun der Öffentlichkeit präsentiert wird; auf die raumgewordenen Erinnerungen, die wir in Zusammenarbeit mit dem buerojolas gestaltet haben – und wir freuen uns darauf, den Ausstellungskatalog in den Händen zu halten, den wir ins Englische übersetzt und gelayoutet haben.

Vom 26. August 2022 bis zum 8. Januar 2023 ist die Ausstellung in der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam zu sehen.